DIE NEUE WISSENSGESELLSCHAFT

Wie wir gerade unsere Zukunft verschlafen!

Aus der neuen Kolumne: „Gedanken für eine lebenswerte Gesellschaft“
Im News Verlag Miltenberg geschrieben von Nicole M. Pfeffer #gepfeffert.

Wo kommen wir her?
In der ökonomischen Betrachtung der Vormoderne findet die Agrargesellschaft ihren Anfang. Sie beschreibt den systematischen Anbau von Pflanzen. Übergehend zum Industriezeitalter findet die systematische Produktion einhergehend mit der Arbeitsteilung eine weitere Epoche unserer Gesellschaftsform. Doch was wäre eine Gesellschaft ohne kontinuierliche Weiterentwicklung und so sind wir mittendrin, in der neuen Gesellschaftsform der Informations- oder Wissensgesellschaft.

Der Status Quo und seine Gefahren
Vom Beginn des Dilemmas. Die vergangenen Entwicklungen haben uns gelernt, effektiver und arbeitsteiliger zu denken und zu handeln. Wir haben gelernt, uns im Lernen zu komprimieren und sind, so die allgemeine Wahrnehmung, zu Bulimie-Lernenden mutiert. Wir haben uns spezialisiert und uns bestimmten Themenfeldern angenommen und dabei bewusst andere Felder beiseite geschoben. Und genau das fällt uns jetzt auf die Füße. So versuchen wir verzweifelt, den Anschluss an die neuen Inhaltsformen zu finden, dabei übersehen wir, dass durch die Digitalisierung alles in die Erneuerung geht. Wir denken, wenn wir alle mit Tablets arbeiten, einen guten Internetanschluss haben und jeder ein Smartphone bedienen kann, das damit alle Missstände beseitigt sind. Doch da irren wir.

Das Besondere an der Wissensgesellschaft
Es ist absolut korrekt, dass die Digitalisierung neue Anwendungen und Möglichkeiten schafft. Doch es ist auch korrekt, dass durch die neue Form der Verknüpfung von Informationen eine neue Denkweise erforderlich ist. Wir denken nicht mehr sequentiell, sondern multidimensional. Und das nicht nur auf der Inhaltsebene wie bisher, sondern auch auf der sozial-ökonomischen wie ökologischen Ebenen und dann kommt noch die emphatische dazu. Und damit stecken wir mittendrin – im Dilemma der neuen Welt. Das, was wir noch vor Jahren weggestrichen und ausgeblendet haben, ist heute und morgen relevant und bedeutsam.

Anforderungen an den Nachwuchs – und kaum einer geht den mutigen Weg, der nötig ist
So diskutieren wir über nicht abgerufene Digitalpaketsummen, jammern darüber, dass die Schulen dem pädagogischen Anspruch nicht mehr gerecht werden und dass wir einseitig nur noch Studierende hervorbringen. Dabei gibt die Lehrerschaft gerade ihr bestens. Die Bürokratiemonster rauben Zeit und die Schulämter verwalten statt zu gestalten, denn da müsste die Veränderung beginnen. Wir müssen unseren Nachwuchs zu verknüpfend denkenden Menschen entwickeln, die Informationen in Relation setzen und ihnen einen Wert geben. Denn Informationen als solches sind wertlos. Das Entdecker-Gen muss an Attraktivität gewinnen und darf nicht mehr nur mit Tüftlern und Gründern in Verbindung stehen. Wir müssen unseren Nachwuchs lehren, den Gestaltungswillen zu entdecken. Gestaltungswillen dahingehend, sich mit Zusammenhängen und Möglichkeiten auseinander zu setzen, zu entscheiden, was dient dem Ziel, welchen Impact kann ich erzielen und wie komme ich zielgerichtet dorthin. Wie wird die Digitalisierung dafür eingesetzt und wie erhalten Informationen einen Wert.

Wie wir gerade unsere Zukunft verschlafen!
Doch was machen wir? Wir überfrachten das Lehrpersonal mit Administration und Dokumentation. Wir bleiben im Kreidezeitalter und denken, wir müssten Themenfelder fördern. Wir bewerten und spielen einzelne Branche gegeneinander aus.
Dabei müssten wir die Digitalisierung als übergreifend Chance verstehen. Wir müssten unseren Nachwuchs den Wert von Entscheidungen und Verantwortung lehren. Wir müssten Begegnungen schaffen, die die Neugier und den Ehrgeiz weckt, sodass jeder seine Interessen und Stärken in den Fokus stellt. Wir müssten Wissen emotionalisieren, denn dadurch geht es nachhaltig in die Köpfe jedes einzelnen.

Doch was machen wir? Wir verschleppen die digitale Anwendung und Einsatz in unseren Schulen. Wir setzen alles auf die Karte IT und KI, statt unseren Schülern die vielfältige Nutzung einer modernen Informationsgesellschaft zu lehren. Sie darin zu befähigen, die richtigen Fragen zu stellen, um sie dann dem Impact entsprechend anzuwenden. Es gilt die Vielfalt der Gesellschaft ökonomisch, ökologisch, sozial, emphatisch und ethisch zu erfassen und darauf das eigene Handeln im Einklang auszurichten. Dann hätten wir es geschafft, doch stattdessen verschlafen wir unsere Gesellschaft.

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